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Die Heinzelmännchen zu Köln

Köln ist für vieles bekannt – Karneval, Kölsch und Klüngel, den FC, die queere Community und natürlich den Dom. Für andere Dinge allerdings, ist die Rheinmetropole nicht gerade berühmt. Etwa gut funktionierende Großbaustellen oder die Liebe zur Arbeit im Allgemeinen. Das ist nicht erst seit gestern so. Und an diesem Bild dürfte ein gewisser Dichter und seine „Heinzelmännchen“ einen nicht unbedeutenden Anteil haben.

von Jonas Mortsiefer am 21.11.2024

Ein Seitenhieb aus Berlin 

Wir schreiben das Jahr 1836, als der Maler und Dichter August Kopisch, ein waschechter Preuße in Berlin, eine Sage aus dem Rheinland zu Ohren bekommt. In Köln erzähle man sich, dass Gnome, Zwerge oder Hausgeister, die man „Heinzelmännchen“ nennt, nachts die Arbeit der Leute erledigten. Er dürfte sich prächtig amüsiert haben. Zu gut passt die Geschichte zum Bild, das man im protestantischen Berlin vom katholischen Rheinland hat. Eine Gegend nämlich, in der man die Feste feiert, wie sie fallen, Fünfe gerne mal grade sein lässt und die Arbeitsmoral im Allgemeinen nicht zu hoch hängt. Davon zeugt ja nicht zuletzt die ewige Dombaustelle in Köln, die damals schon seit dreihundert Jahren brachliegt. Und dann eine solche Sage – diese Steilvorlage lässt sich Kopisch nicht entgehen. Und schreibt ein gepfeffertes Gedicht! Schon in der ersten Strophe seines Gedichts lässt er keinen Zweifel an seinem Bild von Köln aufkommen:

„Wie war zu Cölln es doch vordem,  
Mit Heinzelmännchen so bequem!   
Denn, war man faul: … man legte sich           
Hin auf die Bank und pflegte sich […]
Und eh ein Faulpelz noch erwacht,  
War all sein Tagewerk … bereits gemacht!“

So weit so bequem. Doch Kopisch hat schon eine Idee, wie die Menschen in Köln selbst für ein Ende ihrer komfortablen work-life-Balance sorgen werden: Ihr Hang zu Tratsch und Klatsch und ihre übersteigerte Neugier soll ihnen zum Verhängnis werden. Er dichtet der Schneidersfrau eine List an, durch die sie einen Blick auf die Heinzelmännchen erhaschen kann, diese aber damit so verärgert, dass sie für immer verschwinden. Nun müssen die Menschen wieder selbst ihre harte Arbeit verrichten.

 

Die echten „Heinzel-Männchen“ 

Doch ist Kopischs Gedicht nicht einfach eine Geschichte. Es gibt vermutlich einen realen Hintergrund, der ins 15. und 16. Jahrhundert führt. Zu dieser Zeit strömten ehemalige Bergleute aus dem Bergischen Land und dem Siebengebirge auf der Suche nach Arbeit in die Stadt. Oft waren diese schon seit dem Kindesalter im Bergwerk gewesen und wegen schlechter Ernährung und feuchter, staubiger Luft auch im Erwachsenenalter klein und schmächtig – „Männchen“ eben. Zur Arbeitskleidung gehörten mit Stroh gefüllte Zipfelmützen, die in den niedrigen Tunneln und Schächten vor Kopfstößen schützen sollten. Ihre Arbeit – das Abschöpfen von Grundwasser, was man damals „Heinzen“ nannte – hatten viele wegen technischen Neuerungen verloren. Diese „Heinzen-Männer“ waren es schließlich, die nach Köln kamen.  

Dorthin war die Arbeitsmigration allerdings nicht ganz einfach: Für eine offizielle Arbeitserlaubnis musste man einer Zunft angehören. Für die eingewanderten „Heinzelmännchen“ oftmals eine unüberwindbare bürokratische Hürde. So blieb ihnen meist nichts anderes übrig, als nachts, heimlich und wortwörtlich „schwarz“ zu arbeiten. Standen die Zunfthandwerker in der Früh auf, hatten ihre heimlichen Angestellten die Arbeit zu guten Teilen über Nacht erledigt.  

 

Ein unverhofftes Vermächtnis

Als Kopisch sein Gedicht veröffentlicht, macht er seine Rechnung wohl ohne die Selbstironie der Kölnerinnen und Kölner. Die nämlich feiern sein Gedicht, und damit irgendwie auch sich selbst. Zu seinem 100. Geburtstag im Jahr 1899 widmet der „Cölner Verschönerungsverein“ dem eigentlich piesackenden Dichter posthum einen Brunnen und verewigt damit das Gedicht im Stadtbild. Bis heute ist der Heinzelmännchenbrunnen beim Brauhaus Früh am Dom eine feste Station jeder Sight-Seeing-Tour und Stadtführung. Und Jahr für Jahr besuchen tausende Menschen den Weihnachtsmarkt „Heinzels Wintermärchen“, auf dem dieses Jahr übrigens die einmalige Gelegenheit besteht, erstmals seit der Schneidersfrau einen Blick auf die Heinzelmännchen zu erhaschen – denn im „Heinzelexpress“ ist ihr Treiben in VR erlebbar, bevor sie erneut für immer verschwinden.

Jonas Mortsiefer

Hat im Master Public History studiert, kann sich Jahreszahlen nur bedingt gut merken und fragt lieber danach, was die Menschen von damals bewegt und angetrieben hat und was das mit der Gegenwart zu tun hat. Beispielsweise auf seinem Interessengebiet von historischer Architektur und Städtebau – denn, wenn man so will, ist beides nichts anderes als manifestierte Ideengeschichte und gebaute Vergangenheit.

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