TIMERIDE Historischer Blog
Die Alte Apotheke von Andechs
Von außen ist es einfaches Gebäude – und neben der barocken Pracht der nahen Wallfahrtskirche geradezu unscheinbar. Aber wir wissen ja, die inneren Werte zählen! So auch hier, in der alten Apotheke des Klosters Andechs. Die prunkvollen Deckenmalereien und wunderschönen Rokoko-Türen im Innenbereich lassen die Bedeutung dieses Ortes erahnen.
von Paula Steinborn am 14.05.2025

Von Bier…
Dabei steht am Anfang der prächtigen Apotheke ein Stück weit der Zufall – und: Bier.
Seit jeher sorgen die Benediktinermönche von Andechs für das seelische und leibliche Wohl der Pilger und Wallfahrer, die seit Jahrhunderten zum Heiligen Berg kommen. Ob mit Waren aus der hauseigenen Metzgerei oder dem „flüssigen Brot“ der Klosterbrauerei. Über die Kunst des Bierbrauens könnt ihr übrigens in unserer TimeRide Go! Brauereiführung mehr erfahren!
Gutes Bier, das wusste man in Andechs schon immer, braucht gute Lagerbedingungen – und wo könnten die besser sein als in einem wohltemperierten Bierkeller. 1730 beschloss man, von der heutigen Bergstraße her, einen neuen Gewölbekeller, wie einen Stollen, in den Berg zu treiben.
…und hauslosen Kellern
Doch hatten die Mönche eines übersehen: sie hatten einen Keller ohne Haus darüber gebaut. Bald schon drückte von oben, vom Plateau vor der Wallfahrtskirche her, einsickerndes Regenwasser auf die Gewölbe. Ein nasser Keller? Nein, danke – ein Bau darüber musste also her.
Aus der Not eine Apotheke machen
Schnell entschied man sich für ein Apothekenhaus. Denn auch die medizinische Versorgung von Pilgern und Mönchen war wichtig. 1763 öffnete der neue Bau seine Türen. Mit der atemberaubenden Rokoko-Ausstattung suchte dieses Schmuckstück weit und breit seinesgleichen.
Doch nur knapp 50 Jahre und drei Apothekermönche später sorgte die Säkularisierung für das Ende der Apotheke. Die Ausstattung wurde nach München an ein Krankenhaus verkauft und Teile davon befinden sich noch heute dort im Deutschen Museum.
Das Apothekenhaus erlebte seitdem vieles – diente als Herberge, Pfarrhaus, Vereinsheim und Gaststätte. Jetzt aber ist es wieder zugänglich – und darin eine einzigartige Experience über die Geschichte der Heilkunde zu erleben!
Jonas Mortsiefer
Hat im Master Public History studiert, kann sich Jahreszahlen nur bedingt gut merken und fragt lieber danach, was die Menschen von damals bewegt und angetrieben hat und was das mit der Gegenwart zu tun hat. Beispielsweise auf seinem Interessengebiet von historischer Architektur und Städtebau – denn, wenn man so will, ist beides nichts anderes als manifestierte Ideengeschichte und gebaute Vergangenheit.